Bekannterweise hockt der gemeine Gärtner oder natürlich auch die Gärtnerin meistens faul auf dem Acker rum und schaut der geliebten Kultur beim Wachsen zu.
Aber schaut man mal genauer hin, dann sieht man besagte Person eine super schnelle, und daher für das menschliche Auge kaum sichtbare, Bewegung ausführen. Es wird gerupft, gezupft, gepflückt. Mancher bedient sich gerne noch eines weiteren Hilfswerkzeugs: Messer oder der sogenannten Jätefaust. Damit kann man den Bereich zwischen den einzelnen Reihen, den der Trecker beim Hacken nicht erwischt, nochmal säubern. So zieht Gärtner Zentimeter für Zentimeter weiter und die Kultur lichtet sich, über bleibt zum Beispiel die kleine zarte Babymöhre. Das unbeliebte Unkraut vertrocknet in der Fahrspur/ dem Weg zwischen den einzelnen Beeten.
Doch warum ist es überhaupt da, dieses blöde, viel schneller wachsende verhasste Unkraut? Welchen Sinn hat es, genau da zu wachsen, wo der Gärtner am Liebsten nur seine Kulturpflanze sehen möchte?
Der wichtigste Grund ist der Schutz des Bodens vor Wind, Austrocknung aber auch Starkregen. Schaut man mal in die Natur, sieht man selten eine kahle unbewachsene Fläche. Selbst an sehr unwirtlichen Stellen gibt es Bewuchs, wenn auch sehr spärlich.
Nun will die Gärtnerin das Unkraut, wir nennen es übrigens gerne Beikraut, weil es eine Begleiterscheinung ist, wir sind ja keine Unmenschen, trotzdem nicht auf der Kulturfläche wachsen sehen. Es ist wesentlich standortangepasster als die kleine Babymöhre aus unserem oben genannten Beispiel und überragt diese also ziemlich schnell. Dabei nimmt sie Licht und Nährstoffe, sodass die Möhre kaum eine Chance hat.
Daher sieht man Gärtner und Gärtnerin oft stundenlang meditativ auf dem Feld hocken im stummen Austausch mit den tausenden kleinen Babymöhren. Und am Ende der Reihe blickt der Gärtner stolz zurück auf 100 Meter wunderschön dastehende Babymöhren, die im Sonnenlicht strahlen und sich im Winde wehend bedanken für die Hilfe.
Die Hand im Rücken und die steifen Glieder ignorierend macht sich der Stolze daran, die nächste Reihe zu befreien!
Und wenn die drei Reihen eines Beetes fertig sind, dann warten noch drei weitere Beete mit den Babymöhrchen darauf, auch gejätet zu werden. Und dann sind da nur noch die Chicoree-Beete und die Pastinaken, die rote Bete und die Zwiebeln, die auch gerne ohne Beikraut da stehen :)
Und dann fängt es wieder von vorne an, bis die Kulturpflanzen groß genug sind, um sich selber zu behaupten!