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Anne's Jahresarbeit

Heute habe ich für euch mit Anne, unserer Auszubildenden im 2. Lehrjahr, ein Interview über ihre Jahresarbeit geführt. 

 

Anne macht die freie Ausbildung von Demeter im Norden und ein Teil der Ausbildung beinhaltet im zweiten Lehrjahr eine Jahresarbeit zu erarbeiten, welche dann zur Abschlussprüfung mit in die Wertung einfließt.

 

Anne's Wunsch war es, ein Thema im Gewächshaus zu finden, da sie dort sehr gerne arbeitet. In Absprache mit Andreas hat sie dann die Gurke ergriffen und als Thema den Anbauversuch von veredelten und unveredelten Gurken gewählt.

 

Jetzt sitzen wir also im Gewächshaus, da ist es schön warm, zwischen den Gurken und Anne erzählt mir, wie sie auf die Idee gekommen ist veredelte Gurken auszuprobieren:

Bei der Herbsttagung vergangenes Jahr gab es einen Vortrag einer Bingenheimer Saatgut AG Mitarbeiterin in dem unter anderem von einer samenfesten Unterlage zum Veredeln für Gurken gesprochen wurde. Anne hat daraufhin in Bingenheim nachgefragt und Saatgut vom Moschuskürbis, der Unterlage zum Veredeln, geschenkt bekommen.

 

Nun folgt für euch ein kleiner Ausflug in die Welt des Veredelns. Ganz kurz: aus zwei Pflanzen wird eine Neue gemacht.

Man nutzt eine Unterlage mit bestimmten Eigenschaften, in diesem Fall hat der Moschuskürbis eine hohe Resistenz gegen Mehltau und die Gurkenwelke, und verbindet diese mit der zu veredelnden Pflanze, um die besten Eigenschaften beider Pflanzen zu verbinden.

Bei Bäumen und Sträuchern wird diese Form der Vermehrung fast ausschließlich angewendet.

 

Wieder zurück im Gewächshaus erzählt Anne mir, dass sie die Gurken, die Sorten Helena, Cleopha und Arola, rund zwei Wochen vor der Unterlage Anfang April ausgesät hat. Die Veredelung erfolgte einen Monat später.

Aufgrund des verzögerten Gewächshausaufbaus wurden die Gurken erst Anfang Juni gepflanzt, dabei wurden von jeder Sorte, veredelt und unveredelt, 10 Pflanzen gepflanzt.

 

Kurz darauf macht Anne die erste Erfahrung: Die Gurkenfliege (=Gemüsefliege) liebt die unveredelte Cleopha!

Das Schadbild war eindeutig, welke Jungpflanze und nach vorsichtigem Öffnen des Wurzel-/Stielbereichs kleine Maden im Stiel. Diese Pflanzen wurden durch neue ersetzt und die Beete wurden großzügig gemulcht, um der Fliege das Anbohren zu erschweren. Auch wurden Tagetes und Borretsch gepflanzt, um Nützlinge anzulocken, damit ein natürliches Gleichgewicht herrscht.

 

Einen Monat später, am 07.07.25, ist es soweit: Die erste Ernte steht an, es wird nun regelmäßig alle ein bis zwei Tage durchgeerntet.

Zum Zeitpunkt des Interview begleite ich Anne bei ihrer Ernte und staune. Gezielt arbeitet sie sich durch die beiden Beete, weiß genau, welche Sorte wo steht und hat sich eine gute Erntetaktik erarbeitet. Nach der Ernte wird jede Sorte gezählt und gewogen. 

Hier zeigt sich eindeutig, dass die unveredelten Pflanzen momentan mehr Ertrag haben, fast das Doppelte, als die veredelten Pflanzen.

Auch anhand der Pflanzengesundheit lässt sich bisher kein großer Unterschied erkennen.

 

Nun warten wir ab, bis das Gurkenjahr sich dem Ende neigt und wir vielleicht doch noch ein anderes Endergebnis bekommen. Lohnt sich das Veredeln, der Mehraufwand, oder sind am Ende die "Normalos" die Besseren? Wer trotzt besser den norddeutschen Wetterverhältnissen? Wie wird der Herbst? Oder klappen sie schon vorher zusammen? Wer weiß?!

 

 

Liebe Anne, herzlichen Dank für das Interview und viel Spaß beim Auswerten und Verfassen deiner Jahresarbeit! Wir sind gespannt!